Einschätzung zum Dioxin- Skandal

Haben Ihnen Frühstücksei und Schweinebraten am Sonntag geschmecktÄ Hatten Sie Bedenken, ob Dioxin enthalten sein könnteÄ Oder haben Sie sogar ganz verzichtet, weil es Ihnen zu unsicher istÄ Die Reaktionen auf den Dioxin-Skandal fallen höchst unterschiedlich aus. Ich kann jeden verstehen, der ein mulmiges Gefühl im Magen hat. Und bin entsetzet, mit welcher Skrupellosigkeit hier offensichtlich einige Menschen aus der Futtermittelindustrie Geld verdienen wollten. Leidtragende sind wir Verbraucher. Aber auch die Bauern. Denn das Vertrauen in ihre Produkte ist wieder einmal weg. Was können wir politisch tun, damit so etwas nicht mehr vorkommtÄ

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Hier sind sowohl die Länder und regionalen Ämter in der konkreten Kontrolle als auch Bund und EU in Bezug auf neue Regelungen gefragt.

Mit ihrem zehn Punkte Plan hat die zuständige Bundesministerin Ilse Aigner den Kurs vorgegeben. Die Zulassungspflicht für Futtermittelbetriebe wird an strenge Auflagen geknüpft, das Futtermittel strenger kontrolliert und Labore müssen unerwünschte Stoffe melden. Ein Dioxin-Frühwarnsystem wird aufgebaut. Die Lebensmittelqualität soll so steigen und mehr Transparenz für den Verbraucher entstehen.

Weitere Maßnahmen lassen sich aufgrund der Verflechtung der Märkte in Europa nur sinnvoll auf EU- Ebene lösen. So wird sich Ilse Aigner hier für die Trennung der Produktionsströme von Futter- und Industriefetten einsetzen. Das ist elementar, um eine ungewollte Verunreinigung zu verhindern und um eine bewusste Umetikettierung zumindest zu erschweren. Um die Sicherheit weiter zu verbessern, ist eine Positivliste sinnvoll.

Außerdem muss man über strengere Strafen reden. Das kann nicht jede kriminelle Energie ersticken, aber wir müssen deutlich machen, dass Futter panschen kein Kavaliersdelikt ist.

Und auch die Absicherung des Haftungsrisikos muss beim Futtermittelhersteller liegen. Bauern, die ohne ihr Wissen ihre Tiere mit verseuchtem Futter gefüttert haben, dürfen nicht die Fehler anderer schultern müssen.

Und wir VerbraucherÄ Wir sind für Tierschutz und Qualität, greifen aber gerne zum günstigen Angebot in der Kühltheke. Das passt nicht zusammen. Qualität hat ihren Preis. Das weiß jeder, verhält sich aber meistens anders. Und es ist klar, was billig verkauft wird, wird in der Regel unter Preisdruck produziert. Das heißt nicht automatisch, dass mit kriminellen Methoden gearbeitet wird, und darf auch keine Entschuldigung sein. Die Verlockung, am falschen Ende zu sparen, ist aber sicherlich größer, als wenn der Fokus auf Qualität liegt.

Die Zeiten der idyllischen Landwirtschaft mit dem Hahn auf dem Misthaufen sind in der Regel vorbei, wenn es um Produktion für tausende Kunden geht. Auch im Emsland und der Grafschaft, wo die überschaubaren Familienbetriebe das Landschaftsbild prägen.

Was also tunÄ Bioprodukte beruhigen das Gewissen, haben aber auch ihren Preis. Den kann und will nicht jeder bezahlen. Und auch „Bio“ kann von verseuchtem Futter betroffen sein. Beim Bauern oder Geschäft seines Vertrauens kaufenÄ Ist ein Ansatz. Vielleicht weiß man hier noch, was gefüttert wird. Alles in Allem glaube ich aber, dass Lebensmittel noch nie so sicher waren wie heute. Der Dioxin- Skandal zeigt allerdings, dass es noch Handlungsbedarf gibt.